Ich drucke also bin ich
Seit heute habe ich einen neuen Drucker. Das wäre wohl kaum erwähnenswert. Denkt man sich. Falsch gedacht.
Familienbande ziehen oft Standardgesprächsthemen nach sich. In meiner Familie können diese sehr eng begrenzt werden: Wetter, Krankheit, Sport, Babys, Tratsch&Klatsch. Was hier nach Boulevardmagazin klingt wird aber rigoros und rituell befolgt, was davon abweicht und sich nicht in eine dieser Schubladen pressen lässt wird kategorisch ausgeblendet.
Der Großteil meiner (entfernteren) Verwandten wohnt weiter südlich, in kleinen Dörfern irgendwo zwischen den Bergen, für die ich ausschließlich Abscheu übrig habe. Ich kenne sie kaum, geschweigedenn kann ich sie auseinander halten. Fast so wie in Marquez' 100 Jahre Einsamkeit heißen sie alle gleich oder zumindest irgendwie ähnlich, spricht man von ihnen nennt man sie meist "Tante Sowieso" oder "Onkel Sowieso" ohne dass diese Bezeichnung auch nur ein einziges Mal stimmen müsste. Die Mädchen der jüngeren (also meiner) Generation heißen mit wenigen Ausnahmen U. oder D., manchmal auch B. - ich keines davon. U's und D's haben feste Freunde seit sie ca. 12 sind, wollten damals schon Friseurinnen oder ähnliches werden und haben meist noch vor ihrem 20sten Geburtstag geheiratet, wie sich das halt gehört. Ich konnte da nie mithalten und es kam mir schon als Kind äußerst seltsam vor, stets die selben Fragen beantworten zu müssen: "Hast du einen Freund?" - "Gehst du wirklich immer noch nicht Arbeiten?" - "Wohnst du wirklich noch zu Hause?" und, mit vorwurfsvollem Unterton "Lernst du immer noch so gerne und so viel? Meinst du nicht dass du mal gscheit genug bist?", seit ein paar Jahren auch ergänzt durch einen neuen Klassiker "Wann ist es denn bei dir so weit?"
Meine Oma hat heute Tante H. angerufen, geschätzte 197 Jahre alt, ich glaube ihre Schwester, bin mir aber nicht sicher, um ebendiese rituellen Gesprächsthemen wieder einmal abzuarbeiten. B. hat ein Kind bekommen, was Tante Sowieso zur Urgroßmutter gemacht hat, D. (oder U.?) ist schwanger. Und? Wie geht's deinen Weibsen? - tönte es da vermutlich am anderen Ende der Leitung. "Ach denen geht's gut. N. (=Elch) hat sich gerade einen Drucker gekauft. So für den Computer. (Pause) Nein... bei der ist es noch nicht so weit." Seltsames Gespräch? Nun ja... was sollte sie denn machen, wenn ich mich nun mal nicht für Schubladentratsch eigne? U's und D's bekommen Kinder und ich bin die mit dem Drucker. Für den Computer und so. Ich drucke also bin ich...
Ist auch egal. Eigentlich nebensächlich was da über wen in Umlauf gebracht wird. Denn meist geht bei der Übermittlung der Wahrheitsgehalt sowieso verloren. So war ich für die "da drinnen" auch ein paar Jahre lang mal Kunstgeschichtestudentin. Weil meine Oma das erzählt hatte. War aber auch egal... denn die Studierten werden ja eh alle Lehrer oder Ärzte (denn: Mag. = Lehrer, Dr. = Arzt). Schade nur, dass sie nicht richtig arbeiten, diese Studierten.
Seine Familie kann man sich nicht aussuchen... sein Leben zum Glück schon.
Familienbande ziehen oft Standardgesprächsthemen nach sich. In meiner Familie können diese sehr eng begrenzt werden: Wetter, Krankheit, Sport, Babys, Tratsch&Klatsch. Was hier nach Boulevardmagazin klingt wird aber rigoros und rituell befolgt, was davon abweicht und sich nicht in eine dieser Schubladen pressen lässt wird kategorisch ausgeblendet.
Der Großteil meiner (entfernteren) Verwandten wohnt weiter südlich, in kleinen Dörfern irgendwo zwischen den Bergen, für die ich ausschließlich Abscheu übrig habe. Ich kenne sie kaum, geschweigedenn kann ich sie auseinander halten. Fast so wie in Marquez' 100 Jahre Einsamkeit heißen sie alle gleich oder zumindest irgendwie ähnlich, spricht man von ihnen nennt man sie meist "Tante Sowieso" oder "Onkel Sowieso" ohne dass diese Bezeichnung auch nur ein einziges Mal stimmen müsste. Die Mädchen der jüngeren (also meiner) Generation heißen mit wenigen Ausnahmen U. oder D., manchmal auch B. - ich keines davon. U's und D's haben feste Freunde seit sie ca. 12 sind, wollten damals schon Friseurinnen oder ähnliches werden und haben meist noch vor ihrem 20sten Geburtstag geheiratet, wie sich das halt gehört. Ich konnte da nie mithalten und es kam mir schon als Kind äußerst seltsam vor, stets die selben Fragen beantworten zu müssen: "Hast du einen Freund?" - "Gehst du wirklich immer noch nicht Arbeiten?" - "Wohnst du wirklich noch zu Hause?" und, mit vorwurfsvollem Unterton "Lernst du immer noch so gerne und so viel? Meinst du nicht dass du mal gscheit genug bist?", seit ein paar Jahren auch ergänzt durch einen neuen Klassiker "Wann ist es denn bei dir so weit?"
Meine Oma hat heute Tante H. angerufen, geschätzte 197 Jahre alt, ich glaube ihre Schwester, bin mir aber nicht sicher, um ebendiese rituellen Gesprächsthemen wieder einmal abzuarbeiten. B. hat ein Kind bekommen, was Tante Sowieso zur Urgroßmutter gemacht hat, D. (oder U.?) ist schwanger. Und? Wie geht's deinen Weibsen? - tönte es da vermutlich am anderen Ende der Leitung. "Ach denen geht's gut. N. (=Elch) hat sich gerade einen Drucker gekauft. So für den Computer. (Pause) Nein... bei der ist es noch nicht so weit." Seltsames Gespräch? Nun ja... was sollte sie denn machen, wenn ich mich nun mal nicht für Schubladentratsch eigne? U's und D's bekommen Kinder und ich bin die mit dem Drucker. Für den Computer und so. Ich drucke also bin ich...
Ist auch egal. Eigentlich nebensächlich was da über wen in Umlauf gebracht wird. Denn meist geht bei der Übermittlung der Wahrheitsgehalt sowieso verloren. So war ich für die "da drinnen" auch ein paar Jahre lang mal Kunstgeschichtestudentin. Weil meine Oma das erzählt hatte. War aber auch egal... denn die Studierten werden ja eh alle Lehrer oder Ärzte (denn: Mag. = Lehrer, Dr. = Arzt). Schade nur, dass sie nicht richtig arbeiten, diese Studierten.
Seine Familie kann man sich nicht aussuchen... sein Leben zum Glück schon.
Elch - 20. Mär, 23:59
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